5.1. Das zweite Haus an der Straße
Das Gleidorfer Zentrum vor 1892 vom Hügel ( inks der Heidenstraße) aus gesehen. Im Vordergrund heute: Am Hügel 2 (ursprünglich Stall/Scheune von Gleidorf 1; links davon Haus Teipel (Gleidorf 2). In der Mitte die Einmündungen der späteren Straßen „An der Gleier“ und der „Kirchstrasse“ in die „S-Kurve“ der Heidenstrasse. Barrierehaus Döpp (Gleidorf 3);links daneben Bäckerei und Gastwirtschaft Koch (Gleidorf 17 b); am linken Rand dann Gasthof Essfeld (Gleidorf 17 a); oberhalb von Döpp, „An der Schulstraße, nahe Kirchstrasse“, das Doppelhaus Fritz Richstein (Jetgens) (Gleidorf 4) mit Tietze (Gleidorf 5). Das Doppelhaus wurde 1840 von Josepf und Johann Henneke versteuert. Bildmitte oben: Haus Ferdinand Richstein (Gleidorf 57).
Das zweite Haus „An der Gleier“ war das Barrierehaus ( Zollstation, Rast- und Gasthaus, Mautstation, Postkutschenstation, Straßenmeisterei) Döpp. Die verwandtschaftlichen Beziehungen der Familie Döpp weisen nach Inderlenne. 1817 belegt als Haus Nr. 3, also kurz nach dem Anschluss Westfalens an Preußen. Denkbar wäre aber auch, dass das Gebäude bereits zusammen mit der Brücke über die Gleier 1810 entstand, und dort der Brückenzoll erhoben wurde. 1930 erhielt das Haus die Nummer „An der Gleier 1“. An der heutigen Schulstraße könnten bereits vor 1810 Häuser gestanden haben, die aber zur Gemarkung Oberkirchen gehörten. Das Barrierehaus dürfte also nicht wirklich das 3. Haus – nach heutigem Verständnis des Gleidorfer Gebiets – gewesen sein. Belegt ist, dass ab 1838 an der Gleidorfer Kreuzung das Wegegeld bis Frielinghausen und Schmallenberg Vogelstange erhoben wurde; später auch bis Saalhausen und Hoheleye. Ab 1875 wurden die Wegegelder schrittweise abgeschafft und ab 1890 dürften keine mehr erhoben worden sein.
Der Kartenausschnitt zeigt die Barrierestelle Gleidorf mit den Nachbar- Barriere-Stellen an den Straßen nach Altenhundem –Winterberg und Gleidorf – Freienohl. Veröffentlicht wurde die Karte vom LWL – Münster 1992 S.97.
Als erste „Döpp“ wurde Adolphina/ Josefine Döpp 1830 in Gleidorf geboren. Ihr Bruder Caspar war bereits 1825 geboren, eingetragen in Oberkirchen. Ob bereits ihr Großvater Johann Heinrich Ernst Döpp oder erst ihr Vater Johann Heinrich Döpp Hammerschmiede und Wirte waren, läßt sich nicht klären, da in dieser Siedlungsphase jeder „in seine Vaterstadt (natürlichen Heimatort) zog, um sich zählen zu lassen“. Johann Heinrich Döpp verstarb 1852. J. Caspar Döpps erste Ehefrau (Elisabeth Föster aus Lengenbeck) verstarb am 16.10.1868 in Gleidorf. Seine 2. Ehefrau (Theresia Grobbel) überlebte ihn (+10.11.1895). Er hinterließ Witwe, einen Sohn und 4 weitere Kinder aus erster Ehe.
Der Erbe oder die Erbengemeinschaft veräußerte die Immobilie.
Die Witwe des Wirts Heinrich Richter d.Ä., dem Pächter des Gasthofes Essfeld, (geb. Siepe) war zumindest 1897 bis 1901 Eigentümerin des Grundstücks ( Flurbuch Meschede, Gemarkung Oberkirchen Nr. 530 ), sie zog – laut Steuerakten - von Gleidorf 17a (Haus Essfeld) mit 3 Frauen und 5 Kindern unter 14 Jahren in das Gebäude, wobei das Gebäude 1902 noch stand.
1902 bis 1905 war Josef Essfeld (nicht der Eigentümer der gleichnamigen Gaststätte) steuerpflichtiger Wirt auf der Kreuzung, der evtl. auch den Neu- oder Umbau durchführte.
Gasthof der Witwe Richter 1898 im Gebäude von Essfeld.
Offenbar zog die Witwe Richter 1902 bis 1906 zurück in Nr. 17a, um 1907 den Gasthof Gleidorf Nr. 3 wieder zu übernehmen. 1906 verhandelte die Witwe mit der Straßenbauverwaltung der Provinz über eine Grundstückserweiterung. Ihr Nachfolger wurde 1909 – nach ihrem Tod - Sohn Heinrich Richter Junior.
Gasthof Richter um 1910 – Nachfolger des Barrierehauses Döpp – wahrscheinlich auf dessen Grundmauern neu errichtet; evtl. nach einem Dachstuhlbrand.
Gasthof Richter nach 1920; Lkw der Firma Schlinkert